Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der diesjährige Barockmarathon der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst wartete mit einer beeindruckenden Fülle von Konzerten auf. Im Foyer und im Kleinen Saal kamen rund dreißig Werke zur Aufführung. Um den Fachbereich für historische Interpretationspraxis optimal zu präsentieren, wäre eine den Umfang reduzierende Vorauswahl allerdings besser gewesen. Stattdessen wurden ausdauernde Zuhörer zu fortgeschrittener Stunde in Antonio Vivaldis Concerto D-Dur RV 95 oder in der Triosonate G-Dur K. 46 von Johann Joachim Quantz mit erheblichen Unzulänglichkeiten konfrontiert.
Bei dem zum Auftakt interpretierten „Actus Tragicus“ BWV 106 von Johann Sebastian Bach konnte sich vor dem Hintergrund des von Stephan Schreckenberger akkurat geleiteten Instrumentalensembles besonders Jolana Slavikova mit ihrem schön timbrierten, tragfähigen Sopran profilieren. Das von Kristin von der Goltz dirigierte Orchester des Fachbereichs beeindruckte bei der Interpretation von Händels Concerto Grosso op. 3 Nr. 2 mit einem markanten dynamischen Profil, ließ bei der Abstimmung besonders innerhalb der Streichergruppe hingegen Wünsche offen.
Zu den gelungensten Darbietungen des Abends zählte die Wiedergabe des Trios G-Dur op. 119 für zwei Flöten und Klavier von Friedrich Kuhlau. Namiko Kimori vermittelte am Hammerflügel einen plastischen Eindruck davon, wie das Klangdesign damaliger Tasteninstrumente deren akustische Präsenz im Gesamtklang relativierte, was sich durch eine entsprechend ausgefeilte Interpretation kompensieren lässt. Die Flötistinnen Miho Shirai und Aya Komatsu ergänzten den ausgezeichneten Gesamteindruck mit akkurater und biegsamer Melodiegestaltung. Auf hohem Niveau fand sich hernach Telemanns Concerto e-Moll TWV 52:e2 gespielt. Nachhaltigen Eindruck hinterließen die Violinistinnen Jiyeon Shin und Maria Rettenmaier, die Gambistin Yoonji Song und die Cembalistin Roxana Neacsu anlässlich der Wiedergabe der sauber ausgehörten und stimmig strukturierten Sonata VII für zwei Violinen und Basso continuo von Henry Purcell. BENEDIKT STEGEMANN